Über die Zeitschrift
Die kurzlebigen Kronstädter (rum. Brașov) literarischen Zeitschriften Das Ziel und Das neue Ziel suchten, den zuvor ebenso in Kronstadt veröffentlichten Karpathen (1907‒1914) ähnlich, den Anschluss an die neuen Tendenzen in der Kunst- und Literaturszene der Zeit, dabei mischten sich modernistische Ansätze mit impressionistisch-neuromantischen.
Das Ziel erschien von April bis Oktober 1919 in zunächst 1.200 Exemplaren,[1] und ließ kein eindeutiges literarisches Programm erkennen. Nach Angabe der Redaktion sollte die Auflage auf 2.000 erhöht werden.[2] Der plötzliche Papiermangel führte jedoch 1920 dazu, dass der Umfang reduziert werden musste.[3] Stimmen der regionalen deutschsprachigen Literatur wie Erwin Neustädter, Otto Folberth und Erwin Wittstock debütierten darin, aber auch Heinrich Zillich fand hier „seinen Weg als Dichter“.[4] Alfred Margul-Sperber veröffentlichte seine „nahezu gesamte Frühlyrik“ im Ziel[5] und gehörte neben den Leopold R. Guggenberger zu den häufig vertretenen Autoren.
Hermann Frätschkes[6] gab bereits nach fünf Heften die Verantwortung für die sozialpolitischen, politischen, kritischen und philosophischen Beiträge ab. Das satirische Profil, das zu Beginn als Favorisierung des Scherzes mit tieferem Ernst angekündigt worden war,[7] gab die Redaktion ab dem zwölften Heft auf.
Das Neue Ziel schlug von Anfang an einen versöhnlicheren Ton an. Der Neugründung ging die Erkenntnis voraus, dass eine Zeitschrift „aus unseren Verhältnissen organisch“ herauswachsen und mit „unseren Verhältnissen“ leben müsse, sodass sie „ein Sammelpunkt aller intellektuellen Kreise […], ohne Partei und Parteilichkeit“ sein könne. [8]
Zusammen mit dem in Hermannstadt (rum Sibiu) erscheinenden Ostland und dem Nerv aus Czernowitz (ukr. Tscherniwzi, rum. Cernăuţi) bereiteten Das Ziel und Das neue Ziel, die hauptsächlich eine kulturgeschichtliche Relevanz hatten, den Weg für Klingsor vor.
[1] Stefan Sienerth: Das literarische Kronstadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In: ders.: Studien und Aufsätze zur Geschichte der deutschen Literatur und Sprachwissenschaft in Südosteuropa. Band II. München 2008, S. 126−142, S. 137.
[2] Unser zweites Heft. In: Das Ziel. Blätter für Kultur und Satire [i. F.: Das Ziel] 1 (1919) H. 3, S. 43.
[3] Das Neue Ziel 1 (1920) H. 18, S. 291.
[4] Zum Expressionismus in den deutschsprachigen Literaturen Rumäniens siehe Michael Markel: Nachwort. In: ders. (Hg.): „In Dornbüschen hat Zeit sich schwer verfangen.“ Expressionismus in den deutschsprachigen Literaturen Rumäniens. Eine Anthologie. Regensburg 2015, S. 321−340, hier: S. 324.
[5] Ebenda.
[6] Kurz zu Frätschkes siehe Hermann A. Hienz (Hg.): Schriftstellerlexikon der Siebenbürger Deutschen. Bio-bibliographisches Handbuch für Wissenschaft, Dichtung und Publizistik. Band VI D–G. Köln, Weimar, Wien 1998, S. 140f.
[7] Emil Honigberger: An unsere Leser. In: Das Ziel 1 (1919) H. 1, S. 1
[8] An unsere Leser! In: Das Neue Ziel 1 (1919) H. 1, S. 2.